Die Henle Library ist eine meiner Lieblings-Apps zum Notenlesen
Die besten Apps zum Notenlesen für iPads sowie Android- und Windows-Tablets
Zuletzt aktualisiert am 24. September 2024
Um Ihre digitalen Noten auf dem Tablet / iPad anzuzeigen und zu verwalten, müssen Sie zunächst eine sogenannte Notenlese-App auswählen.
Leider gibt es im Deutschen keinen eindeutigen Begriff für eine solche App; neben „Notenlese-App“ werden auch „Notenleser-App“, „Noten-App“ und „Musiknoten-App“ verwendet. Gelegentlich werden auch die englischen Begriffe „score reader“ oder „sheet music reading app“ benutzt.
Mit einer guten Notenlese-App können Sie eine große Anzahl von Dateien (meist im PDF-Format) verwalten, schnell das richtige Stück finden, Wiedergabelisten erstellen und im Notentext Anmerkungen, Dynamik oder Fingersätze schreiben – am praktischsten geht das mit einem Eingabestift (Stylus).
Wenn Sie mit Android oder Windows arbeiten, werden Sie sich wahrscheinlich für MobileSheets entscheiden, das auf beiden Plattformen kaum Konkurrenz hat. Wenn Sie hingegen ein iPad haben, ist die Auswahl groß und die Entscheidung deutlich schwieriger. Aber keine Sorge, die hier vorgestellten Apps sind allesamt hervorragend, es gibt also keine schlechte Wahl!
Als professioneller klassischer Musiker habe ich 20 Jahre Berufserfahrung im Bereich der Orchester- und Kammermusik. Seit mehreren Jahren schon berate ich Kollegen, Studenten und Musikerfreunde bei der Tablet-Auswahl.
Neben den positiven Aspekten der Verwendung von Tablets im Musikbetrieb habe ich immer wieder auch die andere Seite erlebt: Abstürzende Tablets kurz vor dem Auftritt, Akkus, die lange Probentage nicht durchhalten, und Pedale, die während des Konzerts im Stimmzimmer statt auf der Bühne liegen.
Ich habe meine Schulzeit in Frankreich verbracht, weswegen dieser Artikel durchaus Rechtschreib- und Grammatikfehlern aufweisen könnte, was mir natürlich Leid tut. Sie können mir gerne Korrekturen schicken!
1. Die besten Apps zum Notenlesen
Wählen Sie eine Haupt-App, um Ihre Noten zu lesen und Ihre digitale Notensammlung zu verwalten.
Es gibt nur drei Apps, die ich fast jedem Musiker als Hauptanwendung zum Verwalten einer digitalen Notenbibliothek und zum Lesen (und Kommentieren) von Noten empfehlen kann: MobileSheets, forScore und Newzik. Alle drei sind ausgezeichnet und haben nur sehr wenige Schwächen, aber jede hat ihre eigenen Stärken.
1.1 MobileSheets
Verfügbar für iPad und iPhone, Android-Tablets und -Handys, Windows
MobileSheets ist seit 2011 für Android und seit 2016 für Windows erhältlich. Es ist die am weitesten verbreitete Notenlese-App auf diesen beiden Plattformen.
Die iPad-Version wurde erst im Dezember 2022 auf den Markt gebracht, aber sie wächst schnell und hat hervorragende Bewertungen im Apple App Store.
MobileSheets ist meine Lieblings-Notenlese-App. Die Verwaltung der Notenbibliothek ist wirklich praktisch und die App lässt sich leicht an die eigenen Bedürfnisse anpassen.
Die Notenverwaltung mit MobileSheets ist einfach und super effizient
Pro
- Sehr vollständige und ausgereifte Anwendung
- Fortgeschrittene Notenbibliothek-Verwaltung
- Hervorragende Synchronisations-, Sicherungs- und Exportfunktionen für die Bibliothek
- Multiplattform
- Einmaliger Kauf (18 €) für alle Funktionen!
Contra
- Kein eingebautes Stimmgerät!
- Steile Lernkurve
- Neuere Funktionen des Apple Pencil Pro (z. B. „Quetschen“) werden noch nicht unterstützt
- Desktop-Anwendung „MobileSheets Companion“ nur unter Windows verfügbar (aber auch nicht notwendig)
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1.2 forScore: Die Referenz auf dem iPad
Verfügbar für iPad, iPhone, Mac und Apple Vision
Die App forScore war eine der ersten Noten-Apps, die nach dem Erscheinen des ersten iPads im Jahr 2010 verfügbar waren. Sie hatte also Zeit, sich zu perfektionieren und ist nicht umsonst zur Referenz auf dem iPad geworden.
Die Notenlese-App forScore. Trotz ihrer vielen Qualitäten verwendet sie kleine Dialoge und ist nicht ideal für die Verwaltung einer großen Anzahl von Stücken, insbesondere wenn diese lange Titel haben.
Pro
- Die Referenzanwendung für das iPad
- Einmaliger Kauf (Dauerlizenz) für 23 €, gültig für die meisten Funktionen. Für die normale Nutzung ist kein für forScore Pro-Abo erforderlich.
- Viele hervorragende Tools ( Stimmgerät, Fernsteuerung über das iPhone, etc.)
- Sehr gute Integration in iPadOS
- Funktioniert auch auf iPhone und Mac
Contra
- Lange Dateinamen werden nicht vollständig angezeigt
- Die Annotations-Symbolleiste überdeckt das erste Notensystem
- Die Google Drive-Integration ist nicht sehr gelungen
- Nur auf Apple-Geräten verfügbar
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1.3 Newzik
Verfügbar für iPad und iPhone, auf allen Plattformen als Web-App (über jeden Browser)
MobileSheets und forScore sind das Werk einzelner Entwickler, die in Oregon und im Bundesstaat Washington in den USA ansässig sind. Im Gegensatz dazu ist Newzik ein Unternehmen mit einem Team von einem Dutzend Mitarbeitern und Sitz in Paris.
Dies ist sicherlich der Grund dafür, dass Newzik Funktionen anbieten kann, die bei der Konkurrenz nicht verfügbar sind, wie z. B. die Musikerkennung. Damit können Sie (unter anderem) Ihre Noten über eine von Newzik erzeugte MIDI-Datei im Tempo Ihrer Wahl anhören, oder Ihre Noten von Newzik transponieren lassen.
Das Ergebnis der Musikerkennung kann auch als MIDI-Datei oder als MusicXML-Datei heruntergeladen werden. Diese können anschließend in den meisten Notationsprogrammen wie Finale, Dorico, Sibelius und MuseScore bearbeitet werden.
Außerdem können Sie Ihre Annotationen (wie Dynamik, Fingersätze, Bogenstriche) in Echtzeit mit anderen Newzik-Benutzern teilen (eine Funktion, die ansonsten nur in der deutschen Konkurrenz-App Dimusco verfügbar ist).
Die Benutzeroberfläche von Newzik nimmt viel Platz ein und überlappt sich oft mit der Partitur
Um ein wenig kritisch zu sein: Der große Funktionsumfang geht mit einer Reihe von Schwächen einher. Die Musikerkennung braucht Zeit und die Benutzeroberfläche nimmt viel Platz auf dem Bildschirm ein.
Newzik hat immer noch Schwierigkeiten, komplexe Stimmen und Partituren zu spielen, und in meinem Fall (Bratschenstimmen) neigt es dazu, alle Noten im Tremolo vorzuspielen, was sehr ärgerlich ist… Aber wenn es funktioniert, ist es magisch!
Mit Newzik Web lässt sich über einen Webbrowser auf die Noten zugreifen und zum Beispiel zwei Seiten nebeneinander auf einem Computerbildschirm anzeigen.
Es ist wirklich schade, dass Newzik nicht nativ für Android oder Windows verfügbar ist! Die umfangreiche Benutzeroberfläche würde von den größeren und längeren Bildschirmen der größten Android-Tablets sehr profitieren.
Mit Newzik Web ist es jedoch möglich, Noten über einen Webbrowser auf jeder Plattform zu öffnen, anzuhören und zu kommentieren. Dies funktioniert sehr gut auf Mac und PC (sogar auf Linux), aber es ist bedauerlich, dass es keine dedizierte Newzik-Anwendung außerhalb der Apple-Welt gibt.
All diese Features haben leider ihren Preis, und man muss 40 € pro Jahr (!) zahlen, um alle Funktionen nutzen zu können.
Pro
- Erweiterte Funktionen zur Musikerkennung (LiveScores)
- Eine der wenigen Apps, die Ihre Noten abspielen und transponieren kann!
- Newzik Web ist sehr gelungen
- Teilen von Annotationen in Echtzeit
- Einmaliger Kauf für normale Nutzung ohne LiveScores (Newzik Essentials, 20 €)
Contra
- Teures Abo für die erweiterten Funktionen (40 € pro Jahr!)
- Die Benutzeroberfläche nimmt viel Platz ein und verdeckt oft das Notenblatt
- Weniger anpassbar als forScore und MobileSheets
- Nicht verfügbar für Android- und Windows-Tablets
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2. Weitere nützliche Notenlese-Apps
Nach der Auswahl einer Haupt-Noten-App können Sie aus einer Vielzahl von „sekundären“ Anwendungen wählen. Diese empfehle ich hauptsächlich zum Herunterladen von Noten, die dann in die Hauptanwendung importiert werden können.
Die folgenden drei Apps können besonders nützlich sein. Es handelt sich um die IMSLP App, MuseScore und die Henle Music Library.
2.1 Die IMSLP-App
Verfügbar für iPad und iPhone, Android-Tablets und -Handys
Obwohl sie viele Gemeinsamkeiten haben, sollte die IMSLP-Anwendung nicht mit der IMSLP-Website verwechselt werden.
Pro
- …
Contra
- …
Nützliche Links
2.2 MuseScore
Verfügbar für iPad und iPhone, Android-Tablets und -Handys, Windows
Auch hier sollten Sie die beiden folgenden Sachen nicht verwechseln:
- Das kostenlose Notensatzprogramm MuseScore (musescore.org).
- Die Website musescore.com und die MuseScore App, die beide kostenpflichtig sind (obwohl es auch eine kostenlose Testversion für bis zu fünf Stücken gibt).
2.3 Henle Library App: die Urtext-Bibliothek
Unverzichtbar für klassische Musik, aber verbesserungswürdig
Verfügbar für iPad und iPhone, Android-Tablets und -Handys
„Klassische“ Musiker kennen natürlich den Henle-Verlag, eine unverzichtbare Quelle für Urtext-Partituren, besonders wenn man Klavier ist oder ein Streichinstrument spielt. Das Unternehmen aus München hat 1250 Titel in seinem Katalog und die Qualität seiner Urtext-Arbeit und gedruckten Noten ist unübertroffen.
Die Henle Library App ist für iPad, iPhone und Macs mit M1- oder M2-Prozessor erhältlich (und auch für Android-Geräte). Ich kaufe oft gedruckte Noten bei Henle und nutze auch die Henle-App, um digitale Noten zu kaufen.
Startseite der Henle Library-App auf dem iPad.
Meiner Meinung nach ist die Henle Library nicht als Haup-Notenlese-App geeignet. Im Vergleich zu den Platzhirschen forScore und MobileSheets fehlen ihr zu viele Funktionen, wie zum Beispiel das Importieren von Noten im PDF-Format.
Dafür bringt sie andere Funktionen mit, die es nur bei ihr gibt: die Fingersätze berühmter Musiker (historische und zeitgenössische, siehe die Liste der Fingersetzer auf der Henle-Website) oder die Möglichkeit, von einem Takt in einer Stimme zum richtigen Takt einer Partitur zu springen, und umgekehrt.
Der Bearbeitungsmodus ist originell und sehr angenehm zu benutzen, braucht aber viel Platz auf dem Bildschirm.
Normalerweise kaufe ich meine Stimme und die Partitur über die Henle-App und arbeite eine Weile damit – lange genug, um die Urtext-Anmerkungen zu lesen. Wenn ich Glück habe, kann ich mir Fingersätze ansehen, die von Bratschisten vorgeschlagen wurden, die meilenweit über mir fliegen, wie Nobuko Imail, Nils Mönkemeyer, Timothy Ridout oder Antoine Tamestit.
In einigen Stücken kann man sogar zwischen mehreren vorgeschlagenen Fingersätzen wechseln. Bei Bratschennoten ist die Auswahl recht klein, bei Klavier, Violine und Cello dagegen viel größer.
Bei Konzerten wechsle ich nicht so gerne zwischen den Apps hin und her und bleibe lieber bei meiner Haupt-Notenlese-App. Da es selten vorkommt, dass alle Stücke eines Programms in der Henle Library zu finden sind, exportiere ich meistens die Noten im PDF-Format und importiere sie in forScore, MobileSheets oder Newzik.
Der „Printausgaben-Layout“, der die Noten so wie in der Papier-Ausgabe anzeigen soll, ist leider nicht optimal.
Die Henle Library App ist zwar voll mit tollen Funktionen und gelungenen Details (ich konnte sie gar nicht alle aufzählen), aber sie hat auch viele Schwächen.
Der Modus „Printausgaben-Layout“, den ich am liebsten nutzen würde, ist nicht sehr gelungen: Die Ränder sind zu breit und nicht anpassbar, und die Verteilung der Notenlinien auf dem Bildschirm ist nicht optimal. Die Funktionen des Apple Pencil sind nicht anpassbar oder nicht unterstützt, usw.
Es gibt eine ganze Reihe von Einzelheiten, die dazu führen, dass die Henle Library keine universelle Notenlese-App ist, aber ihren Zweck dennoch sehr gut erfüllt.
Pro
- Katalog mit 1250 Werken
- Legendäre Henle-Qualität
- Fingersätze berühmter Musiker
- Intelligente Sprünge zwischen Stimmen und Partitur
- Einzigartige Anwendung in ihrem Bereich
Contra
- Viele fehlende Funktionen (kein PDF-Import, kaum Anpassungsmöglichkeiten usw.)
- Vernachlässigter „Printausgaben-Layout“-Modus
- Kein Rabatt beim Kauf von gedruckten und digitalen Versionen desselben Werks
Nützliche Links
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